Ok, dieses Mal bin ich wirklich spät dran. Agnostic Front haben vor drei Wochen im Atlantik gezockt, und ich komme erst heute dazu, ein paar Worte darüber zu verlieren. Shame on me! Dafür gibt es aber auch ein Live-Video als kleine Wiedergutmachung!
Los ging es bei unmenschlicher Hitze mit Honeymoon Lecter aus Göppingen. Die Band hat, trotz der genannten Temperaturen, nicht am Tempo gespart und nach kurzem Intro gleich mal gezeigt, was Sache ist. Die Mucke, musikalisch irgendwo zwischen Adam Angst und Marathonmann, wurde mit gesellschaftskritischen als auch spaßigen Texten serviert. Das passte zwar nur in kleinen Teilen zum Headliner, lief den anwesenden Damen und Herren aber gut rein. Zum Schluss gab es dann tatsächlich eine Premiere: Die Band hatte Feuerzeuge verteilt und eine Ballade gespielt. Lieber Leser, auch das ist möglich als Vorprogramm von Agnostic Front. Das Publikum hat es gefeiert, und eine dem Café Atlantik unbekannte Atmosphäre geschaffen. Guter Opener.
Weiter ging es mit dem Headliner Agnostic Front. Die Review von mir aus dem Jahr 2015 trifft es nach wie vor auf den Punkt. Wieder gab es ein Medley aus 35 Jahren Bandgeschichte. Eine Aufzählung aller Namen gleicht einer Strafarbeit bei so vielen Hits. Der Sound war dieses Mal viel besser gemischt als damals, Vinnie Stigma mutiert mit den Jahren immer mehr zum Bühnenclown, und das ist sicherlich nicht abwertend gemeint. Mit Gitarrenskills wurde der gute Herr ja bekanntermaßen nicht gesegnet. Gitarrist Craig Silverman übernimmt hier, bis auf die wenigen Stigma-Signatur-Soli, die volle Arbeit. Klingt jetzt irgendwie abwertend, aber wenn ihr euch mal eine Show reinzieht, wisst ihr, was ich meine – das hat wirklich Comedy-Züge und macht Laune.
Nebendran kann sich der gute Roger auch an manchen Stellen im Set das Schmunzeln nicht verkneifen, um danach wieder mit dem tagtäglichen AF-Business weiterzumachen. In der alten Review ist mir ja bereits aufgefallen, dass die Stimme des Sängers von Jahr zu Jahr nachlässt und auch bei dieser Show hat man das Gefühl, dass die Backing Vocals mehr und mehr zur Unterstützung eingesetzt werden. Da ist eigentlich auch nichts dran auszusetzen, das soll ihm nämlich erst einmal jemand 35 Jahre lang nachmachen.
Fazit des Abends: Freiburg ist Agnostic-Front-Hochburg, selbst am Merchstand gab es „from the Eastcoast to Freiburg“ Shirts. Die Band weiß also zu schätzen, dass sie hier immer eine volle Bude hat, denn auch dieses Mal war das Atlantik wieder komplett gefüllt. Beim nächsten Auftritt wird es wieder so sein und auch ich werde dann wieder berichten, denn die NYHC-Legenden machen immer wieder Bock.
Fun-Fact des Abends: Die Show ist und bleibt vermutlich die einzige, bei der alle Anwesenden froh waren, dass es keine Zugabe gab. Die Temperaturen waren so hoch, dass die Decke zur Tropfsteinhöhle wurde.