ZSK tummeln sich in meiner Plattensammlung, seit ich sie auf einem Festival entdeckt hatte. Das dürfte so um 2005 gewesen sein, denn „From Protest to Resistance“ war gerade aktuell. Seit dem hatte ich die Band durchgehend auf dem Schirm. Nachdem ZSK 2011 die große Reunion antrat, war ich natürlich euphorisiert, aber „Herz für die Sache“ lief mir nicht mehr wirklich rein. Ich kann nicht genau festmachen, woran es scheiterte, aber danach ging das Interesse verloren, bis mir der Song „Es müsste immer Musik da sein“ über den Weg lief. Auf einmal war sie wieder da, diese Euphorie, daher wurde es allerhöchste Zeit, in „Hallo Hoffnung“ (VÖ 27.07.2018) reinzuhören.
Das Auge hört mit
Das Plattencover ist definitiv ein Hingucker. Neben dem klassischen Schriftzug mit den drei Buchstaben ziert ein bunt illustrierter Tigerkopf den Vordergrund. Nun gut, das Teil heißt „Hallo Hoffnung“, hat das Motiv also was mit dem Titel zu tun? Wenn man weit ausholen möchte, schaut man sich an, was für eine Symbolik dieses Tier widerspiegelt. Besonders eine Wortabfolge aus dem Netz beschreibt wohl ziemlich gut den Inhalt: „Er wird daher auch mit Kraft, Macht, Wachsamkeit, aber auch mit Wut und Zorn assoziiert.“ Das passt natürlich wie perfekt auf die Lyrics der 12 Songs. Vielleicht muss man aber auch einfach nicht in alles etwas hinein interpretieren. Das sollen dann die Abiturienten im Jahr 2070 machen, wenn sie im Abitur ausbaden müssen, was zu unserer Zeit entstanden ist.
Mucke Mucke Mucke
Das Album startet direkt mit dem angesprochenen Song. „Es müsste immer Musik da sein“ ist jetzt schon der Song, der mich an meine Lieblingsalben „From Protest to Resistance“ und „Discontent Hearts And Gasoline“ erinnert. Und auch der zweite Track „Unzerstörbar“ lässt nicht locker, geht ziemlich schnell ins Ohr, bevor „Der Tag wird kommen“ durch die Wiederholung dieser vier Worte den ganzen Tag in meinem Hirn festsaß. Allgemein reiht sich bei „Hallo Hoffnung“ eine Hookline an die andere und es gibt viele Momente, wo man die Faust in die Höhe strecken möchte. „Es wird Zeit“ hat mit den größten Hitcharakter, bevor der Titeltrack „Hallo Hoffnung“ besonders durch die Lyrics besticht. Der Song ist quasi ein Dank an alle, „die jeden Tag den Aufstand wagen“. Direkt werden hier die Helfer im Mittelmeer angesprochen, ein Thema, das wirklich jeden zu interessieren hat und auch nie oft genug angesprochen werden kann. Besonders der Satz „außer der Angst haben wir nichts zu verlieren“ bleibt bei mir hängen. Für mich ist das großes Tennis.
Der neunte Song von „Hallo Hoffnung“ ist ein Saufsong. Es geht um Bier, es geht um Spaß, der Songtext ist witzig, und am Anfang war ich überhaupt nicht begeistert vom Punkrock-Ballermann. Nach mehrmaligem Hören des Albums ist mir dann aber aufgefallen, dass dieser Track vielleicht auch gezielt auf die Pausentaste drückt, denn die Inhalte von ZSK sind durchweg politisch, mit einem Funken Hoffnung, sprechen aber Themen an, die selbst die Tagesthemen ausblenden. Da tut so eine Nummer tatsächlich auch mal gut, auch wenn ich die Nummer ohne Kontext wohl eher skippen würde.
Danach gibt’s mit „Make Racists Afraid Again“ die nächste Hymne mit klarer Message und erinnert mich im Refrain an „Keine Angst“. Fun-Fact: Chris #2 von Anti-Flag versucht sich in diesem Track mit deutschem Gesang. Man muss schon deutlich hinhören, denn der Herr macht seine Sache gut.
„Wellen brechen“ ist der letzte Track und mit Abstand der ruhigste der Platte, ohne dass die Message flöten geht. Das machen ja viele Bands mittlerweile, dass sie im letzten Song runterfahren. Das kann man mögen oder nicht. Aber auch hier skippt man nicht weiter, denn auch das funktioniert gut.
Anspieltipp
Man, das war jetzt echt eine Menge Holz. Reinhören solltet ihr auf jeden Fall in „Es müsste immer Musik da sein“. Was bei mir funktioniert hat, kann auch bei anderen den Kaufhebel umlegen. Aber Vorsicht, man ertappt sich da auch schnell beim exzessiven Repeaten.
Recording
Ich halte mich im Recording kurz, die Platte ist top produziert, nicht übermäßig aufgepumpt, aber dennoch schaffen die Aufnahmen die Gratwanderung zwischen Punkrock und massentauglicher Qualität. Für mich kann die Platte im Songwriting deutlich mehr Abwechslung, mehr Melodie, mehr schnelle Parts und mehr überlegte Refrains im Vergleich zum letzten Longplayer.
Fazit
Man merkt mir die Befangenheit sicher an, aber irgendwie hatte ich ZSK schon aus den Augen verloren. Mit „Hallo Hoffnung“ werden die Berliner nun wieder öfters in meiner Playlist vorkommen und ich bin mir sicher, dass es vielen anderen auch so gehen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Album das erfolgreichste der Bandgeschichte wird, und dass Platz 57 in den deutschen Charts von 2013 bald nur noch das zweitbeste Ergebnis sein wird. Hallo Hoffnung!