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Alien Ant Farm im Crash Freiburg

Willkommen in der Nostalgie! Das Crash stand an diesem Mittwochabend ganz unter dem Motto „Zeitreise“, denn Alien Ant Farm aus Kalifornien waren am Start, hatten die Zeitzeugen Soil und Local H mit im Handgepäck und spielten ihre letzte Show der Tour hier in Freiburg.

Los ging es mit den zwei Herren von Local H, die mich direkt in ihren Bann gezogen haben. Das lag im ersten Moment sicherlich daran, dass sich Gitarrist Scott Lucas einen Bass-Tonabnehmer mitten in die Gitarre gezwirbelt hat und so quasi Bass und Klampfe in einem spielen konnte. Das war abgefahren, klang fantastisch und hatte richtig Druck. Aber nicht nur der technische Aspekt war schuld, dass Local H wohl ab sofort in meinen Playlists auftauchen wird, denn das Duo hatte richtig gute Songs am Start. Als ich einen Tag nach der Show ein wenig zur Band recherchierte, sind mir fast die Augen aus dem Kopf gefallen, denn Local H gibt es nun seit mittlerweile 31 Jahren. Ich hoffe, sie finden mal wieder den Weg nach Freiburg, richtig guter Act.

Weiter ging es mit Soil. Auch hier blickt man auf 21 Jahre Bandgeschichte zurück und langsam aber sicher kam das Publikum inklusive Stimmbänder in Wallung. Was für mich bei dieser Band besonders hervorsticht, sind die Vocals von Frontschnauze Ryan McCombs. Die sind so eigenständig, dass selbst die Ansagen zwischen den Tracks spannend (und auch witzig) waren. Die Band weiß diesen Vorteil sehr geschickt einzusetzen, denn es werden zwar hier und da ein paar Soli eingebaut, der Instrumental-Part blieb sonst ohne große Schnörkel sehr zurückhaltend. Da störte es auch eher weniger, dass im Hintergrund ab und an mal ein Backingtrack mitlief. Bei Soil war der Sound übrigens so brachial, dass ich keinerlei Chance hatte, ein kleines Smartphone-Video zu filmen, weil der Crash Musikkeller mit jedem Bassschlag bebte. Fun-Fact des Abends: Bassist Tim King würde wohl beim Nikki-Sixx-Ähnlichkeitswettbewerb den ersten Platz belegen, denn Bass, Friese und auch Bärtchen passten wie die Faust aufs Auge. Bei einem Soil-Konzert darf zum Abschluss natürlich ein Song nicht fehlen: Halo. Hierfür ist Sänger Ryan kurzerhand ins Publikum geschlichen, um den Hit mit dem Publikum zu feiern und zu singen.

Zu guter Letzt gab es 23 Jahre Bandgeschichte obendrauf: Alien Ant Farm. Ich war vor der Show wirklich gespannt, was mich erwarten sollte, denn eigentlich hatte ich nur das bekannte Cover „Smooth Criminal“ auf dem Schirm, die restlichen Songs sind nicht wirklich im Gedächtnis hängen geblieben. Während des Sets gab es dann aber doch ein paar bekannte Töne, wie z. B. den Song „Movies“. Die Show war allgemein gut, und irgendwie auch strange. Sänger Dryden entschuldigte sich gleich zu Beginn, dass am letzten Tag ein wenig viel Alk und andere Dinge in der Birne waren. Das erklärte wohl auch, warum er an manchen Stellen ein wenig apathisch ins Publikum starrte. Ich hatte das Gefühl, dass Band und Publikum ein wenig brauchten, um miteinander warm zu werden. Doch mit der Zeit wurde die Stimmung immer ausgelassener.

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Selbst Gitarrist Terry Corso, der während der ersten Viertelstunde einen einzigen Gesichtsausdruck à la Jason Statham aufgelegt hatte, konnte dann doch auch mal lächeln. Alles schien in die richtigen Bahnen zu laufen, bis Basser Tye aka Kopfball-Ungeheuer einen Becher an Kopf bekam. Das war natürlich eine sehr uncoole Aktion und hat vor allem Sänger Dryden gar nicht gepasst, der fortan Mittelfinger ins Publikum verteilte – leider in die komplett falsche Richtung. Nun gut, der Ärger war schnell wieder verflogen, die Stimmung im halb-gefüllten Crash war top und natürlich gab es zum Schluss noch das Michael-Jackson-Cover als Krönung.

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Fazit: Das klingt zwar alles irgendwie strange, die Band hat musikalisch aber voll und ganz abgeliefert und zu keiner Zeit verkackt. Wenn man übrigens die Jahre aller drei Bands zusammenzählt, landet man bei 75 Jahren. Wahnsinn! Wann hat man schon mal die Möglichkeit, so viel Musikgeschichte auf einer Bühne zu sehen? Danke Desaster Booking, danke Crash für die Nostalgie.

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