Counterparts, Deez Nuts und Dying Wish. Drei Bands in einem Line-Up und jede dieser Kapellen hätte einen eigenen Headliner-Abend verdient gehabt. Ort des Geschehens war mal wieder das Jazzhaus in Freiburg, welches erneut zum Hardcore-Keller umfunktioniert wurde.
Los ging es Punkt 20 Uhr mit Dying Wish, die mit ihrem Mix aus Hardcore und Metal gleich mal das Level des Abends nach oben katapultierten. Die Band rund um Sängerin Emma waren von Beginn an tight und druckvoll, interagierten fleißig mit dem Publikum und sorgen für die ersten Circle-Pits. Mir persönlich gefällt die Schublade gut, in der sich die Band bewegt: Die klassischen Hardcore-Parts sind da, eignen sich für 2-Steps und Co., werden aber regelmäßig vom Metal durchkreuzt, um Abwechslung reinzubringen. Dann wird auch einfach mal „geheadbangt“ und die Pommesgabel in die Luft gestreckt. Am Mikro nutzt Emma hauptsächlich die Vocal-Fry-Technik, krächzt sich gefühlt die Seele aus dem Leib, driftet aber ab und an auch in den cleanen Gesang, der Dying Wish noch eine weitere Facette gibt. Gute Band, die ich künftig im Auge behalten werde.
Weiter ging es mit den Deez Nuts, die an diesem Abend offensichtlich auch viele Fans vor Ort hatten. Das ließ sich nicht nur an den Shirts festmachen, sondern auch am Mitsingen. Das Jazzhaus war mittlerweile gut gefüllt, aber mit Sicherheit nicht ausverkauft. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, denn hier waren die Lyrics deutlich vertrauter als beim Opener und der „Lärm“ im Publikum deutlich stärker. Das war auch wichtig, denn leider war der Mix bei den Deez Nuts wirklich lausig, sodass Sänger JJ quasi nicht zu hören war. Manch ein Fan beschwerte sich aufgrund der kaum vorhandenen Vocals beim Mischer, was eine kleine Besserung mit sich brachte. Apropos Sänger: JJ war an diesem Sonntagabend richtig „on Fire“ und das komplette Set in Bewegung, sang mit den Besucher*innen und hatte offensichtlich große Freude an der Show. Songtechnisch wurde natürlich ein Best-of abgefeuert, denn die Australier sind mittlerweile auch schon seit 2007 unterwegs und haben sechs Alben in petto. Natürlich durften „Band Of Brothers“, „Stay True“, „Purgatory“, „Word“ und vieles mehr nicht fehlen, bevor die Band mit „DTDFL4EVA“ die letzte Pause vor dem Headline einläuteten. Deez Nuts gehen immer!
Counterparts aus Kanada waren der krönende Abschluss des Abends. Spätestens jetzt waren wirklich alle am Start, haben den Introsong „Love Me“ mitgeschrien, einen Circle-Pit um die Pfeiler gestartet, Stagedives zelebriert und die Band auf allen möglichen Ebenen gefeiert. Der Sound war hier dann wieder deutlich besser. Wenn du die Kapelle noch nicht kennt, solltest du jetzt dringend mit dem Lesen eine Pause einlegen, den Streaming-Dienst deines Vertrauens anschmeißen und reinhören. Auch hier sprechen wir von Hardcore, musikalisch gesehen aber mit einem progressiveren Einschlag. Neben dem musikalischen Talent, welches bei jedem Bandmitglied zu finden ist (egal ob an Klampfe oder an den Drums), sind es die Shouts von Sänger Brendan, die quasi zu 100 % meinen subjektiven Geschmack treffen: Da stecken so viele Emotionen drin, die sich durch die düsteren Lyrics entladen. Das fesselte nicht nur mich an diesem Sonntagabend. Am Ende verzichteten Counterparts auf das klassische Zugaben-Geplänkel und zockten einfach das gesamte Set durch, bevor einige Fans den Merchstand stürmten.
Was ein Abend! Vielen Dank erneut an das Jazzhaus, die mal wieder mehrere Sportgitarren-Asse gleichzeitig aus dem Ärmel gezaubert haben. Das ist nicht selbstverständlich und sollte supportet werden. Also checkt da gleich mal das Programm und dann hin da!
Alle Fotos stammen von Fidel Gómez-Sánchez.