Auch in kleinen Städten, wie Freiburg, gibt es diesen Moment noch, wenn man an eine Show geht und nicht weiß, was einen erwartet: Das KuCa als Location kenne ich nur namentlich, der Live-Beginn war schon auf 19:30 Uhr angesetzt und am Start waren drei Bands aus nah und fern. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, denn das Wetter lud auch schon wieder zum Outdoor-Beer-Drinking ein. Warum sollte man sich also im Inneren eines Gebäudes aufhalten?
Mit gemischten Gefühlen bin ich dann gegen halb acht aufgekreuzt und mit Öffnen der Türe direkt von der Stimmung erschlagen worden. Die erste Band namens Until Resistence Falls aus Lörrach waren schon am Zocken und haben dem recht jungen Publikum ordentlich eingeheizt. Und meine Herren, da war wirklich viel los. Klar, das KuCa ist nicht sonderlich groß und braucht nicht viele Besucher, um den Platz vor der Bühne zu füllen, aber diese Mindestgrenze wurde schon frühzeitig überschritten. Bei Until Resistence Falls gab es Mucke-technisch Metalcore, der eindeutig von großen Überseebands inspiriert ist: Fette Shouts, Growls, viele Breakdowns und trotzdem viel Melodie. Das kam gut an, und die Band hatte sichtlich eine eigene Anhängerschaft am Start.
Weiter ging es danach mit einer härteren Gangart. Impuls for Sanity aus Lahr haben mit Deathcore das KuCa Erdeben-ähnlich erschüttert. Die Band erinnerte an manchen Stellen an Emmure, haben neben vielen Growls und Pig-Squeezes die Geschwindigkeit verringert und zusammengefasst einen „Breakdown vom Breakdown“ zum Besten gegeben. Schwere Kost, die ab und an durch anspruchsvolle Klampfensoli aufgelockert wurde. Nach der Show wurde dann noch auf badisch mit Frontmann Chris, übrigens gebürtig aus den Staaten, über miterlebte Fohlen-Geburten geplaudert. So läuft das bei diesen Konzerten immer, ihr kennt das ja.
Danach gab es Dead Like Juliet auf die Ohren. Vor fast genau zwei Jahren hatte ich die Band das erste Mal gesehen, damals ohne Shouter Ale, da der sich zuvor das Bein gebrochen hatte. Nun ja, dieses Mal war die Band vollzählig und bestätigte noch einmal meinen Eindruck von damals: Die Band hat definitiv ihren eigenständigen Sound gefunden. Sie bewegen sich irgendwo zwischen Post-Hardcore und Metalcore, hauen aber Riffs mit dazu, die man sonst eher selten in diesem Bereich antrifft. Das funktioniert wirklich gut, und mit dem richtigen Sänger klingt es dann natürlich auch noch mal eine Schippe besser.
Wer also mal wieder frischen Wind in seine Hardcore/Metalcore-Sammlung bringen will, sollte sich Dead Like Juliet reinziehen. Besonders die aktuelle EP namens Tempest macht richtig Laune. Am Besten funktioniert das in Dauerschleife und voll aufgedreht, versteht sich…
Anekdote des Abends: Nachdem ich dachte, dass es im KuCa kein Bier gab, bin ich schnell los und hab’ Supermärkte abgeklappert, die aber allesamt schon geschlossen hatten. Der Pizza-Service um die Ecke war dann der große Retter, aber nur so lange, bis ich merkte, dass es vor Ort doch auch Bier gab. KuCa, der Punkt geht an dich!