Es gibt sehr wenige Musiker, die es nur mit Akustikgitarre und ohne Band in unseren Amplifier schaffen. Was soll daran denn auch Punk sein? Im Falle von Tigeryouth dürft ihr euch diese Frage selbst beantworten, denn wir können euch zum ersten Mal einen Live-Einblick in den gestrigen Abend liefern.
Los ging es mit Captain’s Diary, der in der gut gefüllten Leo Bar sein Repertoire zum Besten gab. Der Herr aus Oberhausen war für mich der Inbegriff von einem Singer-Songwriter: Gute Melodien und super Stimme, aber für eine längere Review war mir das ein wenig zu glatt und passt daher leider nicht in unsere kleinkarierten Amplifier-Schubladen. Trotzdem auschecken!
Weiter ging es mit Tigeryouth und was soll ich sagen: An diesem Solokünstler gibt es viele Dinge, die mich beeindruckt haben. Vom ersten Akkord weg war an Stillstand nicht mehr zu denken, denn die Songs wurden nicht nur runtergezockt, sondern quasi gelebt. Alleine schon seine Art war fesselnd, denn es wurde zwar auch klassisch gezupft, aber hauptsächlich melancholische Akkorde geschreddert. Das hat in Kombination mit der kratzigen Stimme richtig gut gepasst. Die Vocals haben übrigens solch einen Kippen-Whiskey-Rotwein-Charme, dass Tigeryouth im Endeffekt ohne Worte Geschichten erzählen könnte. Das Gesamtbild? Punkrock vom feinsten, auch inhaltlich ging es um das Leben, um Kneipen, und auch um aktuelle Themen wie diese ekelhafte Partei, dessen Name Hausverbot im Amplifier hat. Der Backdrop war an diesem Abend übrigens gleichzeitig auch Merchstand, was ich so bisher auch noch nicht gesehen habe. Hier gibt es einen Einblick in den gestrigen Abend:
Die Tour sollte man übrigens auch erwähnen, denn wo sieht man sonst einen Akustikpunker, der quasi 16 Wochen am Stück unterwegs ist und fast 90 Konzerte spielt? Das schaffen ja nicht einmal diese gehypten Radio-Einheitsbrei-Bands da draußen. Hut ab!
Noch ein großer Vorteil von Tigeryouth: Das Set wurde zu keiner Zeit langweilig, und auch das muss man mit lediglich einer Gitarre und einer Stimme erst einmal schaffen. Das Publikum dankte es ihm hoffentlich mit großzügigen Spenden, denn der Eintritt in der Leo Bar war kostenlos an diesem Abend. Wieder ein richtig guter Act, den du vermutlich wieder einmal verpasst hast. Selbst schuld!